4. Reise
vom 23.Sept.2009 bis 23.Sept. 2010
Seite 5
Western Australia

25.12.2009 1. Weihnachtsfeiertag
Ausgerechnet an Heilig Abend hatte ich mir selbst ein hartes Ei gelegt. Sturer Weise wollte ich unbedingt am Nullabor Roadhouse zu übernachten, weil ein Schild auf das "östliche baumlose Ende der Nullabor Plain" hinwies. Ich konnte ja nicht ahnen das die baumlose Ebene nur 10 km westlich endete und dort ein Rastplatz mit kostenfreien Campingplätzen angelegt ist. 18,- A$ löhnte ich somit für einen schattenlosen , steinigen Zeltplatz ohne Stromanschluß. Zum WC mußte ich 50 m laufen und eine 5 min Dusche kostete nochmals einen Dollar. Unverschämt wenn man auch noch hier tankt trotz der extrem hohen Benzinpreise. Wie heist es so schön? Unwissenheit schüzt vor strafe nicht. Jetzt sitze ich in meinem Campingstuhl, genieße einen Schoppen Cabernet Merlot und überschaue die Roe Ebene bis hin zum Ocean, der irgendwo am Horizont endeten Auf dem Highway unter mir ziehen ab und an einige Trucks gen Osten oder Westen. Diesen herrlichen Platz habe ich nur meiner Neugierde zu verdanken. Ca. 15km nach Eula entdeckte ich einen Pfad der vom Hwy abgehend, die Hänge des Hampton Tablelands hinaufführte. Weit oben hinter ein paar hohen Büschen ein schmales Plateau auf dem ich mein Lager errichtete. Die Sonne sinkt langsam und verliert allmählich ihre Kraft. All der Ärger vergessen. Ich denke an Kati und Annakin. Zwei Mädels denen ich in der Ceduna Bibliothek das erste Mal begegnete. Bei unserer zweiten Begegnung am Point Sinclar zog ich ihren Ford Falcon aus dem Sand mit dem sie sich beim Wenden hoffnungslos Festgefahren hatten. Und schließlich traf ich die beiden ein drittes Mal an einem Lookout kurz vor der Grenze nach Western Australia. Drei Gründe um gemeinsam einen Kaffe zu trinken. Wie weit sie wohl gekommen sind? Für Silvester haben wir uns in Perth verabredet. Doch jetzt ist erst mal Weihnachten und ich genieße meine Freiheit in dr Natur, die keine Feiertage kennt. Sehr zum Wohl.

26.12.2009 2.Weihnachtfeiertag
Was ich an Australien mag. Ich mag die Abende, wenn die Schatten länger werden. Wenn sich die Sonne im Westen langsam dem Horizont nähert und schließlich dahinter versinkt. Wenn sie mit letzter Kraft ihre Fähigkeiten demonstriert und die Wolken und den Himmel in ein leuchtendes Pink taucht. Wenn der Wind nur noch einen erfrischenden Hauch über das weite Land bläst und die Sterne am Firnament mit strahlendem Glanz das Auge erfreut..
 

27.12.2009 (Morgens) Alptraum
Hatte die Nacht einen elenden Alptraum.Ich in Australien und pleite. Mußte heut morgen gleich meine Finanzen überprüfen. Sieht nicht rosig aus. Rinnt mir das Geld weiterhin wie Sand durch die Finger dann muß ich mit Ablauf meines Visas die Heimreise antreten. Der erste Kostenfaktor ist der Sprit. Hier am Eyre Hwy zahle ich zwischen 1,60-1,65 A$. Da gehen schnell mal mehr als 100 Dollar für eine Tankfüllung drauf. Möchte nicht wissen wie teuer der Liter im Outback ist. Und jeder Umweg den ich wegen geschlossener Straßen fahren muß kostet mich ein bis zwei Tankfüllungen. Zweiter Kostenfaktor Campingplätze. Durchschnittlich 20A$. Ein Horror. Doch nur im Busch zelten ist nicht immer möglich. Ab und an braucht man auch mal eine Dusche, man muß Wäsche waschen oder das Auto in die Werkstatt bringen. Dritter Kostenfaktor Lebensmittel. Was soll ich dazu sagen? Essen muß man. Ich kaufe hauptsächlich Hausmarke, doch auch hier kommt ein schönes Sümmchen zusammen. Vierter Kostenfaktor Sonstiges. Ich leiste mir nichts was ich nicht brauche, sogar den Genuß von Alkohol habe ich weitestgehend eingeschränkt. Keine Ahnung wo ich noch sparen soll. Die Mietzahlungen von meinem Kumpel an den ich meine Wohnung während meiner Abwesenheit vermietet habe kommt auch nicht regelmäßig bis gar nicht. Nur gut das ich bis jetzt noch keine Probleme mit dem Auto habe. Werde mal meine Reiseroute überarbeiten und etwas zusammenstreichen. Sollte ich Arbeit finden, greif ich zu.

27.12.2009 (Abends) Eyre Highway
Nach zig hunderten Kilometern monotonem Ashalt habe ich Esperance erreicht. Eigentlich wollte ich ab Balladonia über die Israelite Bay, im Cape Arid NP, Esperance erreichen. Doch auf Grund von Straßenschäden nach heftigen Regenfällen war die Strecke unpasierbar und somit gesperrt. So blieb mir nur der Umweg über Norseman. Der Regen macht mir auf dieser Reise meine ganzen Vorhaben zu nichte. Die Nutzung des "Old Eyre Hwy" war mir auch schon versagt. "Dry weather road only" hieß es auf einem Schild. Bedeutet, die Strecke muß staubtrocken sein. Kommt man diesem Hinweis nicht nach und hinterläst seine Reifenspur im weichen Boden kann es teuer werden. Ich denk da nur an den Mungo NP. Gesperrt auch die die Strecke von Norseman nach King Lake. Jetzt muß ich weiter an der Küste lang. Es ist zum verzweifeln auch wenn asphaltierte Straßen auch ihr Gutes haben. Man kommt schnell und bequem von A nach B ( fährt man etwas ordentlich sogar recht günstig ), hat man eine Panne erreicht einen schnell Hilfe. Alles ist abgestimmt auf die Bedürfnisse des Reisenden. Essen, Trinken, Unterkunft. Aber deswegen bin ich nicht hier in Australien. Asphaltierte Straßen und all den Luxus drum herum habe ich auch zu Hause. Es ist schon frustrierend, doch an der derzeitigen Situation kann ich einfach nichts ändern. Muß eben das Beste daraus machen. Dann stelle ich mir z.B. jetzt einfach vor, das ich Barfuß im "Schnee" stehe. Weihnachtszeit am Dunn Rock Beach mit seinem mehlschweren zuckerweißem Sand. Na dann: " Nachträglich Fröhliche Weihnachten."

28.12.2009 höhere Gabe
Dezember ist Hochsaison, Ferienzeit in Australien. Esperance platzt aus allen Nähten. Es kommt einem vor, als gäbe es nur diesen einzigen Ort hier um seinen Urlaub zu verbringen. Für die wie Heuschrecken einfallenden Urlauber wurden kurzerhand Sport- und Rennplatz zu Campingplätzen umfunktioniert. Die Dollarmaschinerie läuft auf Hochtouren. Die Touris werden bis aufs Hemd ausgenommen. Da kostet ein Zeltstellplatz ohne Strom, ohne Schatten und steinigem Untergrund schon mal 30 Dollar die Nacht (nach oben offen). Benzin ist 20 % teurer. Selbst ein einfacher Internetzugang wird zum Luxusgut. In einem Cafe wollte man doch glatt 10A$ für eine Stunde Wirelesslan Nutzung von mir. Hammer. Nur gut das ich keine großen Ansprüche stelle. Mit etwas Geduld und Spucke finde ich immer einen geeigneten, günstigen bis kostenlosen Übernachtungsplatz. So wie gestern, da schlug ich mein Lager in einer Kiesgrube auf. Vielleicht ist mein Gespür für solche Platze auch nur die Entschädigung für all meine Entbehrungen oder gar die Entlohnung für meine Schutzengelleistungen. Gestern half ich einem Pärchen mit 5Liter Wasser für ihren defektem Kühler aus, damit sie wenigstens den nächsten Ort erreichen konnten. Und wenn ich es mir recht überlege, dann bringe ich dieses Mal dem eigentlich trockenem Land ausgiebig Wasser, denn der Regen verfolgt mich wie die Fliegen einen vollgeschissenen Kuharsch. Ich bin also nicht nur ein Schutzengel, sondern der Schutzengel der Nation.

30.12.2009 ohne Geld
Das erste was ich in Albany ansteuerte war der Geldautomat. Doch hier erfuhr ich einen Schlag in die Magengrube. Beide Kreditkarten gesperrt. Meine Bank hat nach mehrfachen Missbrauchsfällen in Europa kurzerhand die noch gültigen Karten seiner Kunden gesperrt und neue verschickt. Zwar haben meine Eltern die neuen Kreditkarten bereits nach Adelaide geschickt aber ist über 2500 km entfernt. Glücklicherweise wohnt Bills Mutter in Northam, 70 km westlich von Perth, so dass er die bereits aus Deutschland eingetroffenen Kreditkarten per Expresskurier dort hin schicken kann, doch mit de Wochenende und dem Neujahrsfeiertag dauert es auch so seine Zeit. Bis dahin stehe ich hier am anderen Ende Der Welt und komme an meine Kohle nicht ran. Der Supergau. Mit dem Notgroschen sieht es auch nicht rosig aus. Keine Ahnung wie lange ich damit hinkomme, schließlich muss ich was zu Essen kaufen und für Übernachtung werde ich auch bezahlen müssen. Ich denke nicht dass ich nahe Perth einen Busch finde hinter dem ich mein Lager aufschlagen kann. Wenigstens sind der Tank und die Reservekanister gefüllt. Die Silvesterparty in Perth habe ich mir bereits abgeschminkt. Jetzt muß ich mich erst mal beruhigen. Ich kann so und so nichts anderes machen als wieder einmal Abwarten und Tee trinken. Und Tee habe ich jede Menge.

01.01.2010 Neujahr
Silvester verging wie jeder andere Normale Tag. Raketen hsabe ich weder gesehen noch gehört. Nicht einmal Partylärm war zu vernehmen obwohl ich in einem Waldstück nahe einer Siedlung unweit von Perth einen guten Lagerplatz ausfindig machen konnte.Auf dem Weg hierher ließ ich es mir nicht nehmen einen Abstecher in den Porongurup NP und der Stirling Range NP zu machen. Im ersteren Nationalpark wanderte ich den selben Pfad wie im Jahr 2007. Nur war damals durch ein heftig wütendes Buschfeuer die Vegetation zum größten Teil niedergebrannt. Die Brandspuren sind zwar heute noch zu sehen, doch es Beeindruckt mit welcher Ausdauer und Kraft die Natur sich selbst regeneriert. Die Stirling Range durchquerte ich auf einem Scenic Drive und stoppte gelegentlich um die schönsten Landschaftsformen auf Foto zu bannen. Heute ist der 1. Januar, Feiertag. Es ist ruhig. Ab und zu hört man auf der nahen Strraße ein Auto vorbeirauschen. Ich verbringe die Zeit hinter meinem Auto sitzend. Die Stunden vergehen nur sehr langsam. Die Seiten in meinem Buch lesen sich zäh, immer wieder unterbrochen von Grübelei und Gedanken über meine nächsten Handlungen. Weiterfahren? Wenn ja, mit welchem Ziel? Noch einen Tag hier verbringen? Warum nicht. Ohne geld kann ich so und so keine großen Sprünge machen. Da ist jeder gefahrene Kilometer verschwendete Kohle und Bills Mutter ist erst ab dem 3. Januar wieder zu hause. Oh das Wasser kocht. It´s teatime.

07.01.2010 wieder flüssig
Seit heute bin ich wieder flüssig unterwegs. Die letzten Tage habe ich recht gut über die runden gebracht. Einen Tag konnte ich bei Bills Mutter verbringen. Wurde in meiner Notlage von ihr und ihrem Lebenspartner liebevoll unterstützt. So wurde ich am selben Abend mit zu den Nachbarn eingeladen um das restliche Silvesterpartybier zu vernichten. Die letzetn drei Tage verbrachte ich auf einem Campingplatz in Northam, wo ich die Zeit nutzte um all meine Fotos zu bearbeiten. Da kommt ganz schön was zusammen. Heutzutage begrenzt eigentlich nur die Größe der Speicherkarte die Fotowut. Da kommt es schon mal vor das man vergißt wo man manche Fotos aufgenommen hat. Eigentlich wäre ich schon einen Tag ehr unterwegs, aber auf Grund eines Streikes bei der Post verzögerte sich die Zustellung meiner Kreditkarte um einen Tag. Aber was lange währt wird gut. Voller Zuversicht steuerte ich mein heutiges Tagesziel an, dem Berheringen Rock nahe dem Ort Bonnie Rock. Dieser Monolit soll dem Wave Rock nahe Hyden in nichts nachstehen. Leider ist man gerade dabei die in dieser Gegend verlaufenden Gravelroads zu begradigen und zu erneuern. Somit gibt es auch keinerlei Hinweisschilder oder Wegweiser. Habe mich gnadenlos verfranzt und konnte mich nur noch an der Sonne orientieren um zur Hauptstraße zurückzufinden. Das mulmige Gefühl der Hilflosigkeit verschwand erst als ich Asphalt unter den Reifen hatte. Da die Sonne schon recht tief stand suchte ich mir im nahen Busch ein Nachtlager. Werde erst morgen herausfinden wohin mich die Straße führt. Jetzt ist erst mal Zeit fürs Abendbrot.

09.01.2010 erneute Planänderung
Ich habe es aufgegeben meiner geplanten Reiseroute zu folgen. Diesen bekloppten Berheringen Rock fand ich enttäuschender Weise nicht. Also fuhr ich weiter nach Mullewa von wo aus ich auf der Inlandroute nach Gascoyne Junction fahren wollte um von dort aus weiter zum Mt Augustus Resort zun fahren. Im Infocenter wurde mir von diesem Vorhaben abgeraten denn für die Gascoyne Region wurde eine Unwetterwarnung herausgegeben. Nach Tagestemperaturen von derzeit mehr als 45 Grad Celsius können sich zum Abend hin schwere Gewitter bilden die großflächige Buschfeuer auslösen können. Kam mir irgendwie bekannt vor. Da viele der hier ansässigen Farmer im Urlaub sind kann es Tage dauern bis im Notfall Hilfe kommt. Zu dem erfuhr ich, das das Mt Augustus Resort von den Betreibern aufgegeben wurde was die Treibstoffversorgung auch noch in Frage stellte.Eine heikle Entscheidung die ich mit meiner bisherigen Erfahrung abwägte. Diesmal werde ich die Warnungen der Einheimischen ernst nehmen und nach Geralton ausweichen um an der Küste entlang in Richtung Norden zu fahren. Es ärgert mich nur weil ich diese Strecke bereits vor 8 jahren schon gefahren bin. Es tröstet nur der Vorteil geringer Kosten. Der Sprit kostet an der Küste bedeutend weniger als im Outback und "Jadi" rollt viel effizienter. Gestern hatte ich zum ersten Mal die 14 Liter Marke geknackt. Genau 13,90 Liter auf 100 km. Das erhöht die Reichweite einer ganzen Tankfüllung um ganze 200 Kilometer. Aber um auf asphaltierten Straßen zu fahren bin ich nicht hier. Egal, jetzt wo ich schon einmal hier bin kann ich auch noch mal im Kalbarri NP nach dem Rechten sehen.

12.01.2010 Kalbarri NP - Kennedy NP
Point Quobba mit seinem strandnahen Hausriff war mir noch gut in Erinnerung, doch meine Vorfreude aufs schnorcheln wurde jäh zerstört. Heftiger Wind peitscht die See. Die Brandung der Flut trübt das Wasser. Die Wucht der Wellen drückt das Wasser durch die Blowholes in den Klippen. Hohe Fontainen schießen in den Himmel wie bei einem Wal. Die sich in den feinen Tröpfchen brechenden Sonnenstrahlen lassen farbenprächtige Regenbogen entstehen. Feiner Sand fegt über die Dünung und prikelt scharf auf der Haut. Der Geisterzeltplatz hinter den Dünen ist abgelebt und verwahrlost. Zwei Jungen zwischen 13 und 16 Jahren haben sich hier als einzige niedergelassen. Unverrichteter Dinge verließ ich den Ort meinber Schnorchelbegierde, der aus sah als hätte eine Seuche die Bewohner vertrieben, und begab mich in den Kennedy NP nördlich von Gascoyne Junction. So richtig hatte ich mir das aber auch nicht überlegt. Hier herrschten Temperaturen wie im Backofen ohne Umluft. Bei 48 Grad im Schatten, den es so gut wie gar nicht gab, war ich bis auf die Haut nass geschwitzt als wäre ich einem Pool entstiegen. Zum ersten Mal erlebte ich eine Hitzepanik. Auf einer Wanderung in einer Schlucht dieser Bergkette machte sich dieses miese Angstgefühl breit. Der Pfad war extrem unwegsam. Die Sonne stand senkrecht am Himmel und brannte gnadenlos durch die Kleidung auf der Haut. Nirgendwo Schatten. Mein schweißnasser Hut schützte gerade mal mein Gesicht. Das was ich an Wasser trank leiteten die Poren gleich wieder nach außen. Im Sekundentakt tropfte der Scheiß von meiner Nase. Dann plötzlich schießen mir diese Gedanken durch den Kopf.: "Was tue ich hier eigentlich ganz alleine. Was wenn ich stürze, mir ein Bein breche oder einen Hitzekollaps erleide. Keine Seele wäre hier um zu helfen. Der Ranger taucht hier vielleicht erst in 2 Wochen auf, wen überhaupt. Bis dahin lehnt bloß noch eine ausgetrocknete Hülle meiner selbst an einem Baum oder dem Auto. Die Augen von den Krähen ausgehackt. Wie sollte mir auch einer helfen wenn keiner weiß dass ich hier bin. Diese Gedanken treiben das Herz an. Der Puls steigt. Die Atmung wird kurz und schnell. Die Wände der Schlucht reflektieren die Sonnenstrahlen und heizen die Umgebung noch mehr auf. Das Blut kocht. Die Beine beginnen zu zittern. Der Rückweg erscheint endlos. War eine blöde Idee.

13.01.2010 Tramper Jahn
Mit Argwohn verfolgte ich in der letzten Nacht ein Gewitter am Horizont, das sich über der Gascoyne Region austobte. Glücklicher Weise zog es vorbei. Sobald es nach Regen riecht läuten bei mir die Alarmglocken. Beim ersten Tropfen hätte ich mein Nachtlager, welches ich hinter einem Lehmhügel aufgeschlagen hatte, abgebrochen und wäre in den nur 5 km entfernten Ort Gascoyne Junction geflüchtet. Trotz der Schwüle der Nacht habe ich recht gut geschlafen. Am Morgen fuhr ich zurück nach Carnavon und dann weiter nach Karratha. Am Minilija RH habe ich Jan aufgegabelt. Ein komischer Kauz. 24 Jahre, per Anhalter durch Australien reisend und wirklich nur das absolut Notwendigste dabei. Schlafsack, Zahnbürste, ein paar Klamotten, ein zweites paar Schuhe, seine Dokumente, eine Landkarte und eine Kamera. Gerade so viel Essen und Trinken, dass er ein bis zwei Tage überleben kann. Nicht einmal ein Zelt. Lediglich eine Plane bietet ihm ein Dach über dem Kopf. Nach seinen Angaben ist er seit Sydney auf diese Weise unterwegs und möchte weiter nach Asien. Respekt Auch eine Art Land und Leute kennen zu lernen. Für mich wäre es keine Option, zu ungewiss der Verlauf, auch wenn er diese Art zu Reisen als die einzig wahre lobt. Aber was des einen Leid ist, ist des Anderen Freud. Am Ende ist für jeden nur entscheidend - es war ein unvergessliches Erlebnis.

14.01.2010 Karratha
Auf meinen Vorschlag hin entschied sich Jan zusammen mit mir nach Newman zu reisen. So kam er auch mal in den Genuß etwas anderes als Highwaytankstellen zu sehen. In Karratha haben wir uns erst einmal mit dem Notwendigsten versorgt. Essen, Trinken, Infos über den Millstream und Karijini NP sowie einer Genehmigung für die Nutzung der Rail Access Road. Im 20 km entfernten Dampier wollten wir uns im Meer etwas erfrischen aber wegen der Ebbe war das keine so gute Idee. Dafür gab es kostenlose warme Duschen am Strand. Tausend Mal besser als im Meer zu baden. Frisch geduscht machten wir uns auf den Weg in den Millstream NP. Doch kaum das wir von der asphaltierten Strasse runter waren fing es wieder an zu regnen. Ich gab Gas und bog In Richtung "Python Pool" ab um den dort ausgewiesenen Campingplatz zu erreichen. Ohne Bedenken fanden wir diesen doch es war bereits stock dunkel. Im Scheinwerferlicht errichteten wir unser Nachtlager. Obwohl sich Jan tierisch auf seine erste richtige Mahlzeit seit Wochen freute mußte das Kochen ausfallen. Durchgeweicht vom Regen aßen wir nur eine Kleinigkeit. Schaun wir mal was das Morgen bringt. Ich beiß noch mal in den Apfel und dann Gute Nacht.

16.01.2010 Karijini NP
Mann oh Mann hatte ich gestern einen im Tee. Jahn hatte einen 5 Liter Karton Wein spendiert, den wir zu unserem oppulenten Abendmahl, einem Nudelgericht ala Outbackstile, öffneten und bis auf den letzten Tropfen leerten. Gestern weckte uns die Sonne als wenn es nie geregnet hätte. Der Python Pool entpuppte sich als ein idealer Badesee. Und da uns die Temperaturen am Vormittag schon ins schwitzen brachten nahmen wir ohne groß zu überlegen ein erfrischendes Bad. Auf der anderen Seite des Millstream NP war ein Besuch nur eingeschränkt möglich. Zufahrtswege waren meterhoch überflutet und einige Pools selbst waren über die Ufer getreten und somit - wie soll es auch anders sein - gesperrt. Nahe Tom Price schlugen wir uns in den Busch um unser Nachtlager aufzuschlagen und um uns die Birne zu zu löten. Nach einem Kurzaufenthalt in Tom Price eute morgen steuerten wir den Karrijini NP an. Da ich bereits vor 8 Jahren hier gewesen bin, waren für mich nur die gleichnamige Gorge sowie die Joffrey Gorge interessant. In der Kalamina Gorge bot sich die Gelegenheit ein Erfrischungsbad zu nehmen. Leider hatten wir nicht mit den hier lebenden Wasserbewohnern gerechnet. Die Badestelle die wir uns aussuchten war zwar flach und etwas schlammig, dennoch machten wir uns nackig und legten uns in das kühlende Nass. Plötzlich sprang Jahn auf weil ein Fisch nach sein er Nudel geschnappt hatte.Ich hab mich halb tot gelacht. Ich nahm an das er einen Scherz macht, doch dann schnappte einer der kleinen Wassermonster nach meinem Zeh und ich sprang ebenfalls aus dem Wasser. Ein verdamt unheimlicher Moment aber irgendwie doch lustig. Zum Nachmittag verdunkelte sich mal wieder der Himmel und ein Gewitter zog über uns hinweg. Fast schon unglaublich wie schnell sich das Wetter ändert. Bis weit in die Nacht hielt sich das Unwetter, glücklicher weise in weiter Ferne. Jahn und ich machten es uns unter seiner Plane gemütlich und verfolgten das Blitzspektakel. Morgen geht bzw.fährt jeder wieder seinen eigenen Weg. Ich werde ihn am Capricorn Roadhouse abgesetzen und mich in Richtung Meekathara aufgemachen.

20.01.2010 Wiluna - Sandstone - Lake Ballard
6 Uhr morgens. Die erste Nacht in der ich schlafen konnte ohne schweißgebadet aufzuwachen. Es war so kühl das ich mich sogar zudecken musste. In den Nächten der letzten zwei Wochen lag ich nackt auf meiner Decke und hatte die Tür geöfnet um jede Luftbewegung einzufangen die Kühlung bringt. Die Tage entsprechen schon ehr dem australischen Klima. Gegen Mittag hat die Sonne die Luft extrem aufgeheizt Jede Windbewegung wirkt wie der Luftstrom aus einem Fön den man ins Gesicht richtet. Im Wageninneren sind die Temperaturen fast schon unerträglich. Gestern erreichte ich Meekatharra. Nur ein kurzer Stop zum Tanken dann machte ich mich weiter auf den Weg nach Wiluna. Seit Jahren bin ich schon ganz heiß den berühmt berüchtigten Pub zu besuchen in dem der Tresen und die Fenster vergittert sind wie in einer Gefängniskantine. Man erzählt, das sich die Ureinwohner an den Zahltagen hier versammelten um sich zu betrinken und schließlich im alkoholisiertem Zustand aus Wut Flaschen und Inventar hinter die Bar warfen weil sie nichts mehr bekamen. Was ich jedoch zu sehen bekam war ehr modern und ordentlich. Zwar gab es noch die Gitter aber der Pub zeigte sich als Hostel und Gaststube in sauberem gepflegtem Zustand. Die Zeiten ändern sich eben. Von Wiluna ging es weiter nach Leinster und von hier nach Sandstone. Die 300 km Hin und Zurück haben sich auf alle Fälle gelohnt. Sandstone entpuppte sich als eine hübsche, nette, gepflegte Kleinstadt. Im Vergleich zu Wiluna ein wahres Outbackjuwel. Die alten historischen Gebäude in gepflegtem Zustand und viel grün drum herum, was in dieser trockenen heißen Gegend wie ein Wunder wirkt. In seiner weiteren Umgebung kann man über einen Scenicdrive interessante geologische landschaftsprägende Gesteinsformationen erkunden, die ganz passende Namen tragen wie z.B. "alte Brauerei" oder "London Bridge". Ein neuer Tag ist angebrochen. Das Kaffewasser brodelt. Zeit zu frühstücken. Die Sonne steht noch tief am Himmel. In einer Stunde hält man es hier nicht mehr aus. Über drei Wochen verbrachte ich im Backofen Western Australias. Ich fahre weiter nach Süden. Der Hauch des Küstenklimas liegt mir in der Nase.

21.01.2010 Schnäppchen
Wenn ich zurückdenke wie günstig ich vor 8 Jahren durch Australien gereist bin, treibt es mir heute fast schon die Tränen ins Gesicht. Die Preise sind förmlich explodiert. Wer heute nach Australien kommt und denkt, daß er mit wenig Geld durch das Land reisen kann, der sollte seine Erwartungen herunterschrauben. Doch manchmal wird man noch angenehm überrascht. Eigentlich wollte ich in Kalgorlie-Boulder auf einem Caravanpark einchecken, um mal wieder ausgiebig zu duschen und ein Stück Fleisch in die Pfanne zu hauen aber für einen Zeltplatz (Stellplatz für mein Auto, da ich ja im Auto nächtige) ohne Strom schlugen die Kosten gleich mal mit 30 -32 A$ zu buche. Das ist für mich ein kompletter Einkauf für drei Tage. Sehen die sich noch? Solange es Leute gibt die diese Preise bezahlen, ist noch oben keinLimit gesetzt. Die Überraschung dann in Kambala, eine Kleinstadt 60 km südlich von Kalgorlie-Boulder. Auf einem Campingplatz der normalerweise nur von Grubenarbeitern bewohnt wird, wegen der Ferienzeit aber recht leer war, zahlte ich für einen Stellplatz nur 7,15 A$. Zudem kann ich den Strom nutzen und die Duschen sind in einem Top Zustand und sauber (da kann sich manch teurer Campingplatz ne Scheibe abschneiden), selbst die Nutzung der Waschmaschinen kostet nichts extra. Was will ich mehr. Natürlich habe ich das volle Programm genutzt. Was sagt uns das? "Es geht auch etwas billiger , jeha." Western Australia ist schon eigenartig geworden. Oder sehe ich alles nur mit anderen Augen?

22.01.2010 Norseman
Morgen fahre ich zurük nach Südaustralien. Während des knappen Monats den ich durch West Australien gereist bin ging es mit meinen Gefühlen und Empfindungen drunter und drüber. Von "Himmel hoch jauchzend" bis "zu Tode betrübt". Ich kann dieses Schwanken der Emotionen, dieses Hin und Her gerissen sein, nicht erklären. Die Entschlossenheit zu mehr Risiko und im nächsten Moment dann doch die Entscheidung für den sichereren Weg. Ein Wechselbad der Gefühle. Die Erlebnisse nähren lediglich meine Vermutungen über meinen seelischen Zustand.. Liegt es an den allgegenwärtigen Straßensperrungen die mich frustrieren und zwingen meine geplante Route permanent zu ändern. Oder lag es an den großen Entfernungen die täglich zurücklegte, auf Strecken die ich bereits befahren hatte und ich somit genügend Zeit hatte um mir unnötige Gedanken zu machen. Lag es an der Hitzewelle die manch schlimmste Vorstellung anheizte - "Lost in Space" - oder lag es an der Zeitumstellung die mich zwang um 6 Uhr morgens aufzustehen weil um 8 Uhr die Sonne bereits ihre ihre Zeichen gnadenlos auf die Haut brAnnte während z.B. in Südaustralien gerade erst die Sonne aufging. Oder weil ich zusehen muss wie mir das Geld durch die Finger rinnt, da zu stehen und pleite zu sein - mal ganz zu schweigen von dem Szenario was mir mit meinen Kreditkarten bereits passiert ist. Oder, oder, oder ...Keine Ahnung nur Vermutungen.

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