4. Reise
vom 23.Sept.2009 bis 23.Sept. 2010
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Victoria

29.10.2009 erstes Fazit
Gegen 10 Uhr morgens überschritten wir die Grenze nach Victoria - mit leerem Tank. Ganz toll das in Genoa die auf der Straßenkarte eingezeichnete Tankstelle seit Jahren geschlossen ist. Entgegen Marlenes Vorschlag in Richtung Küste zu fahren um dort zu tanken entschied ich auf dem Hwy nach Cann River zu fahren, weswegen Marlene sauer war. Was lag wohl näher, eine Tankstelle am Hwy oder eine Tanke abseits der Hauptstraße, deren Hinweisschild genauso alt und vergammelt ist wie die Tankstelle die geschlossen hat. Mein Fazit nach einer Woche: Marlene hat noch nichts gerafft und rennt immer noch blauäugig durch Australien. Sie will einfach nicht verstehen, das Sprit und Wasser das wichtigste sind. Sie hat überhaupt keine Vorstellung von Entfernungen, das selbst aus 25 km schnell mal 50 km werden können, weil man umkehren muss. Sie will dort und dort hin und vergisst dabei die Zeit. Es ist zu nass, zu windig ,zu kalt. Kein Handgriff zu viel um das Nachtlager und da Abendessen vorzubereiten - man könnte ja einen Schmetterling übersehen. Jammern weil das Geld knapp ist, aber wenn möglich jeden Abend Rumpsteak essen wollen. Am Strand übernachten aber über die Mücken schimpfen. Am Lagerfeuer kokeln aber über den Rauch meckern. Hell begeistert zur Wanderung aufbrechen aber nach 2 oder 3 km umdrehen weil zu anstrengend oder zu heiß. Was hat sie erwartet. All das was auf sie zukommt habe ich Ihr bei unserem ersten Treffen offenbart. Ok, Sprit und Übernachtungskosten teilen wir, aber beim Essen zahle ich drauf, weil sie wie eine siebenköpfige Raupe frisst. Da reise ich dann doch lieber alleine. Ich hoffe das sie in der nächst größeren Stadt einen Job bekommt.

31.10.2009 Orbost - Helloween
Zwei Frauen tapsten heute über den Campingplatz von Orbost und verteilten Süßigkeiten. Nette Geste. Habe mich mal wieder maßlos über Marlene geärgert. Ohne ihren Laptop, dem Handy und der Kamera geht sie noch vor die Hunde. So borgte sie sich von mir einen Adapter um all ihre Geräte aufzuladen aber zurückgegeben hat sie ihn mir nicht. Hat ihn auf dem Zeltplatz vergessen, einfach in der Steckdose stecken lassen. Hauptsache ihr Kram ist da. In drei Tagen ist der Melbourne Cup, den sie unbedingt in einem Pub erleben möchte, aber bis dahin möchte sie noch dis und jenes sehen dort und dorthin gehen. Innerhalb der drei Tage zeitlich nicht zu schaffen. Gestern habe ich sie gefragt wie ihr die erste Woche gefallen hat, ob es so war wie sie es sich vorgestellt hat. Da erwiderte sie doch nicht etwa, das sie gerne mehr Mitspracherecht hätte und wenn sie mal mit dem Auto fahren könnte wäre auch mal nicht schlecht. Hallo? Wer reist denn bei wem mit? Wem gehört das Auto? Jede Tour spreche ich mit ihr ab aber mein Auto werde ich ihr nicht auch noch Anvertrauen. Mit Sicherheit werde ich nicht Polka tanzen wenn sie klatscht. Spinnt die? Aber ich will mich nicht weiter aufregen, sonst übernimmt sie noch die Herrschaft über mein Tagebuch. Waren die letzten zwei Tage öfters am Strand. Habe mich sogar getraut in den eiskalten Ocean zu stürzen. Werden heut Abend hoffentlich unsere Bilder austauschen. Habe extra eine Flasche Portwein im Wert des "Sixpack" Biers besorgt den sie einen Tag zuvor "spendiert" hat.

02.11.2009 Snowy River und Alpine NP
Eine schöne Strecke durch den Snowy River und Alpin NP. Landschaftsformen die Auch das flache Australien prägen. Flüsse, Wasserfälle und dichte Wälder. Die Straßen steil und eng. Da kann es schon mal zu einem Beinaheunfall zweier entgegen kommender Fahrzeuge kommen. Hinter der Mc Killops Bridge ging es steil bergauf. Uneinsehbar kam mir von oben ein Nissan entgegen. In der Spitzkehre passierte es beinahe. 15 cm vor dem Aufprall kamen wir zum stehen. An den Gesten der Beifahrerin konnte man genau erkennen was sie sagte: "Horst, ich hab dir gleich gesagt, fahr langsamer." Noch mal mit einem blauen Auge weggekommen. Etwas abgelegen vom Pub Anglers Rest richteten wir uns auf einem Campingplatz ein der nahe an einem kleinen Fluss liegt. Mit etwas Angelleine versuchten wir unser Glück für das Abendessen, eine der zahlreichen Regenbogenforellen zu fangen. Aber leider bedarf es zu solch einem Erfolg etwas mehr als Glück. Gibt es heute eben wieder lecker Sandwich. Morgen ist Melbourne Cup. Ein inoffizieller Feiertag in Victoria. Die Geschäfte bleiben geschlossen und sogar der Unterricht in den Schulen wird unterbrochen, nichts geht mehr. Einzig die Pubs haben geöffnet und übertragen das Pferderennen. Klar wo wir morgen sind oder?

05.11.2009 wieder Frust
Das Leben ist ja so schön wenn einem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Kannst du mal den Esky rausholen? Kannst du mal Feuer machen? Sie muss mittags wie Abends bekocht werden. Und vor allem, kann man nicht auch mal bitte und Danke sagen? Gestern habe ich alleine verzweifelt versucht Zeltplane und Equipment zu sichern weil es mit einem Mal stürmte und zu regnen begann während Madame ganz entspannt im Auto lag und ein Buch las. Warum helfen, man könnte ja nass werden und außerdem zahlt man ja auch seinen Obolus. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Jetzt ist Schluss. Will sie was muss sie sich kümmern. Sie will Gleichberechtigung und Respekt als Frau? Kann sie haben. Deswegen ist sie aber mit ihren 27 Jahren noch lange keine Frau. Sie schmatzt, rülpst, rotzt und spuckt in einer Tour und will man ihr etwas erklären wird alles als Spekulation abgetan. Auf der kurvenreichen Strecke nach Woodonga stellt sich heraus das sie das hin und her in den Kurven nicht verträgt. Zudem hat sie auch Höhenangst. In Woodonga suchten wir verzweifelt nach einer Möglichkeit wo sie ihre Haare waschen konnte. Mit diesem Problem sehe ich mich bereits seit Reiseantritt mit ihr aller drei Tage konfrontiert. Wir übernachten am Lake Eildon. Zu erzählen haben wir uns nicht viel. Ich starre in die Flammen des Lagerfeuers. Das letzte bevor es morgen nach Melbourne geht.

06.11.2009 Ziel - Melbourne
Melbourne. Nach langem Suchenheben wir endlich diesen blöden Campingplatz gefunden auf dem wir reserviert hatten. Die Eule an der Rezeption machte einen "sehr erfreuten" Eindruck. Man fühlte sich richtig willkommen in diesem Familien Caravan Park. Marlene war den ganzen Tag angepisst weil ich nicht die Strecke gefahren bin die sie wollt. Meine Strecke war ausgesprochen kurvenreich, was ihr die Tränen in die Augen drückte, da sie die Kurven nicht verträgt. Langes Schweigen bis Melbourne. Sie lebte erst wieder auf als wir am Nachmittag in der City waren und sie Notebook und Handy nutzen konnte. Als wir mit dem letzten Bus zurückfuhren der Knaller. Eine vierköpfige Possumfamilie hat genau in dem Baum ihren Fress-, Schlaf- und Spielplatz, unter dem wir ein schattiges Plätzchen für das Auto fanden. Dach , Frontscheibe und Motorhaube vollgeschissen bis zum geht nicht mehr. An Schlaf in der Nacht wird wohl nicht zu denken sein. Nur gut das ich noch ne große Flasche VB habe. Wird mir beim einschlafen helfen. Bevor wir morgen in die Stadt gehen muss ich das Auto umstellen.

08.11.2009 Bin ich blöd?
Ich möchte dem Leser nicht als ewiger Meckerer erscheinen aber Marlenes Dreistigkeit nimmt von Tag zu Tag zu. Weil ich nett sein wollte brachte ich ihr eine Tasse kochenden Wassers aus der Campküche mit, damit sie ihren Teebeutel selbst reinhängen kann. Sagt sie doch nicht etwa : Du weißt aber schon das man den Tee aufbrüht. Aaaaaaaah. Da müht man sich ab, wirbelt wie ein Bekloppter um die Plane hinter dem Auto zu befestigen um etwas Schatten zu haben, stellt sie sich daneben , schaut zu und fordert unbeeindruckt: "Kannst du mal aufschließen?" oder "Kannst du mal das Wasser aufdrehen, hab gerade keine Hand frei!" (In der einen Hand hält sie die Zahnbürste in der anderen die Tube.) Aaaaaah, gebt mir ein Gewehr. Diesmal habe ich ihr die Meinung gesagt worauf sie erwiderte: "Du kannst ja auch alleine Reisen." Das klang so als währe ich der Mitreisende. Die Frau hat nicht alle Tassen im Schrank. Den ganzen Tag hängt sie schlapp rum, käsebleich mit Kreislaufproblemen weil sie die Hitze nicht verträgt. Man macht sich Sorgen und dann haut die solche Gurken raus. Würde wirklich gerne mal wissen wie sie im, gerade beginnenden, australischen Sommer auf einer Farm oder Plantage ihr Geld verdienen will wenn sie jetzt schon schlapp macht.. Wahrscheinlich denkt sie das man die Arbeitszeiten für sie auf die Nacht verlegt. Ach geht ja auch nicht, sie ist nämlich auch nachtblind.

09.11.2009 Melbourne
Herrlich einen ganzen Tag für mich alleine. Bin durch Melbourne und seine Parks geschlendert. Bin durch St Kilda gezogen und am Strand spaziert. Habe ein kühles Bierchen getrunken und bin mit der Circletram einmal um das Citycenter gefahren. Viel neues zu entdecken. Zu meinem Erstaunen ist Melbourne unwahrscheinlich gewachsen. So sind z.B. in den alten Docks neue Shoppingcenter, Wohn- und Freizeitanlagen entstanden. Und mittendrin immer mal wieder eine Wohltat für meine Augen. Hübsche Frauen in all dem multi- kulturellem Gewusel. Eine Gegebenheit die Melbourne gegenüber Sydney noch attraktiver macht.

12.11.2009 Tschau Bella
Gestern habe ich mich endgültig von Marlene getrennt. Mit dem Abstecher nach Phillip Island habe ich versucht mein Entgegenkommen zu zeigen. Hatte sie sich doch so sehr auf die Pinguinparade gefreut. Mittags erreichten wir den Campingplatz wo sie erst einmal anfing zu kochen - ihr Frühstück. Gegessen hat sie so gut wie nichts. Die Hitze schlug zu und trieb sie auf die Toilette wo sie einige Stunden verbrachte. Gegen 3 Uhr konnten wir endlich einen Ausflug über die Insel starten. Am Red Rock Point ging ich schwimmen, dann weiter zum Pyramid Rock und zur Kitty Miller Bay. Der 2 km weite Pfad zum gestrandetem Schiffswrack war ihr jedoch zu weit und zu steinig. An den Nobbies war es ihr wegen der frischen Meeresbrise zu kalt. Letztendlich brachte ich sie zur Pinguinparade und fuhr selbst zurück zum Campingplatz um die Bratwürste für unser gemeinsames Abendbrot zu braten. Ihre Aussage dazu: "Aber lass mir welche übrig." Gegen 22 Uhr holte ich sie wieder ab. Nicht das sie mir nach Ankunft half die Plane zu befestigen und den Tisch für das Abendbrot zu decken. Es interessierte nur ihr eigener Hunger: "Wo sind die Bratwürste?" Das war zu viel. Als allerletzte Geste setzte ich sie am nächsten Tag in Melbourne vor einem Hostel ab und machte mich aus dem Staub. Hinter Ballarat fand ich ein herrlichen Platz zum Übernachten. Ich konnte zum ersten Mal seit Wochen wieder durchschlafen. Ich brauche keine Rücksicht mehr nehmen. Ich kann endlich das tun was ich will. Ich bin wieder mein eigener Herr. Sofern ich nochmals überlegen sollte jemanden mitzunehmen hoffe ich inständig das diese Person nicht Marlene heißt und womöglich auch noch so ist. Doch im Moment bin ich geheilt.

13.11.2009 Little Desert NP
Das Little Dessert erfüllte nicht gerade meine Erwartungen. Nach einem Tagesaufenthalt im Mt Araplies Tooan State Park brach ich am frühen Morgen voller Freude extra zeitig auf um vom Western Block auf dem "Mac Donald Hwy" (4WD Track) den Central Block Richtung Osten zu durchqueren. Aber Sorry, nach 2 km hörte bei mir der Spaß auf und ich kehrte um. Vielleicht hat es etwas mit Angst zu tun aber ich ordne diese Angst in die Sparte "gesunder Menschenverstand" ein. In dem feinen, weichen und tiefen Sand war nur ein zähes Vorwärts kommen möglich. 36 km Track, zahlreiche Dünen, und das alles mit einer Geschwindigkeit von 5 km/h. Jeder kann sich ausrechnen wie lange ich unterwegs gewesen wäre. Dazu noch mangelnde Erfahrung beim Fahren im Tiefsand , unzureichende Ausrüstung und die derzeit extrem hohen Temperaturen. Kaum schattenspendenden Bäume. Lediglich hüfthohe Büsche und Sicht behindernde Dünen kann das Little Dessert bieten. So blieben mir nur die öffentlichen Wege außen herum. Aber wer denkt das wäre öde, irrt. Es gibt reichlich Möglichkeiten um einfach mal anzuhalten und den Busch zu erkunden.

15.11.2009 Wyperfield NP
Die Sonne ist untergegangen aber der Wind bläst immer noch heiße Luft über das Land. Ein wenig Erfrischung verschaffte ich mir mit meiner mobilen Dusche. Duschen im Busch ein Luxus aber möglich. Wasser aus den Wassertanks ,die überall aufgestellt sind, in den 20 Liter Beutel füllen, ein paar Stunden in die pralle Sonne legen , die 20 Kilo irgendwo erhöht aufhängen und schon kann man sich den klebrigen Schweiß vom Körper waschen. Das Wasser für einen letzten Tee brodelt über dem Feuer. Ich bin hundemüde. Seit Tagen herrscht gnadenlose Hitze. Eigentlich macht mir die Hitze nichts aus. Im Gegenteil, ich komme dann erst richtig in Schwung. Es ist ehr die extreme Intensität der Sonne. Ihre Strahlen dringen sogar durch die Kleidung und verbrennen die Haut. Das Land ist trocken und ausgedörrt, dabei ist es erst Frühling. Je heißer es wird um so mehr Fliegen umschwirren einen. Auf der Suche nach Flüssigkeit krabbeln sie in Augen, Ohren, Nase und Mund. Eine Plage die Wahnsinnig macht und jegliche Aktivität zum erliegen bringt. Eine Übermacht an die man sich nicht gewöhnen kann. Nicht mal ein Kopfnetz hilft. Die Biester finden immer einen Weg um an meinen Saft zu kommen. Mein Rhythmus hat sich stark geändert. Ich stehe zeitig auf um die Kühle des Morgens zu genießen. Nach zwei Tassen Kaffee bin ich fit, packe ich alles zusammen und starte in den Tag. Mein Frühstück unterwegs besteht aus 2 Äpfeln oder Kornflakes oder zwei Scheiben Marmeladentoast. Trotz der Heerscharen von Fliegen, die sich am Schweiße meines Angesichts laben, unternehme ich meine Ausflüge und Touren. Zwischen 16 und 17 Uhr suche ich aber bereits nach einem Nachtlager. Dann steht die Luft und die Fliegen haben Happy Hour. Erst mit Untergang der Sonne, gegen 20 Uhr verschwinden die Invasoren und man kann ungestört essen, ohne Angst der ungewollten Fleischbeilage. Viel ist es nicht was ich esse. Habe keinen Hunger bei der Hitze, was natürlich meiner Figur zu gute kommt. Habe bestimmt 6 oder 7 kg abgenommen. Zumindest kann ich meinen Gürtel schon 2 Löcher enger schnallen. Mein Wasserbedarf liegt derzeit bei 4 Litter pro Tag. Einen halben Liter stelle ich davon in den Busch, der Rest geht als Schweiß an die Umgebung, den sich dann die Fliegen holen. Oh ein paar Wolken ziehen auf und verdecken den sonst sternenklaren Himmel. Mal sehen sie sich morgen noch der Kraft der Sonne widersetzen können um etwas Schatten zu spenden.

16.11.2009 Wyperfield NP - Faulenzertag
Wie erhofft gibt es heute eine Sonnenpause. Der Himmel ist bewölkt, die Temperaturen angenehm. Auf Grund dessen habe ich beschlossen einen weiteren Tag hier zu verbringen. Doch nicht ganz ungenutzt. Am Vormittag habe ich eine zwei stündige Buschwanderung unternommen. Im Moment plane ich meine nächsten Ziele und die Wege. Morgen steuere ich die Pink Lakes im Murray Sunset NP an. Von dort aus, so meine Idee, schlage ich mich auf einigen Tracks durch den Park hinüber in den Hattah Kulkyne NP am Murray River. Keine Ahnung was da auf mich zukommt aber ich würde ungern die gleiche Strecke zurückfahren. Werde noch ein wenig lesen und die Seele baumeln lassen und versuchen dem Wahnsinn zu entgehen in den Mich die Fliegen treiben. Sobald ich das Kopfnetz abnehme stürzen sie sich in alle Öffnungen meines Hauptes. Sobald ich einen tiefen Atemzug nehme sauge ich die Viecher wie ein Staubsauger ein. Sie sitzen und lauern zu tausenden auf Rücken, Beinen, Schultern, Armen und im Gesicht. Immer wieder schlage ich auf meinen Körper ein doch die Lücken der getöteten werden sogleich wieder geschlossen. Sieben auf einen Streich? Über den erfolg des tapferen Schneiderleins kann ich nur lachen. Für Fremde erscheinen meine Schläge wie ein Akt der Selbstbestrafung. Ich muß ein unartiger Junge gewesen sein.

18.11.2009 Murray Sunset NP - Hattah Kulkyne NP
Nachmittags
Lange nicht mehr hatte ich das heftige Pochen meines Herzens gespürt. Besonders dann wenn etwas schief zu laufen droht und sich der Brustkorb in einem Anflug von Panik immer mehr zusammenzieht. Auf den 4WD Tracks durch den Wyperfield NP spürte ich wieder diesen beklemmenden Rhythmus meines Herzens und den Kloß im Hals. Nach ca 25 km erreichte ich die erste Düne. Das Herz fing an zu rasen , die Schweißperlen wurden immer größer. Ich bestieg die Düne zuerst zu Fuß und checkte die Piste dahinter. Ebenes Land und keine weitere Düne. Nichts ist gausiger als zwischen zwei Dünen stecken zu bleiben ohne die Möglichkeit Schwung aufzunehmen um den folgenden Sandhaufen zu nehmen. Ich fuhr also an ... und blieb am Hang stecken. Rückwärts raus und dann mit mehr Anlauf ein zweiter Versuch. Kurz vor der Spitze begann der Wagen zu schwimmen und drohte auszubrechen, dann blieb ich wieder stecken. Ein dritter Versuch. Mit der kleinsten Untersetzung und hoher gleichmäßiger Drehzahl schaffte ich dieses Hindernis und die nachfolgenden. Es ging alles gut und es war die coolste Erfahrung seit langem. Nun mag manch einer mit dem Kopf schütteln und denken eigentlich kein Problem. Aber für einen der keine Erfahrung mit Sandfahrten hat, sind ein 15m hoher Sandhaufen eine wahre Herrausforderung. Doch der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Zu meiner Verteidigung muß ich hinzufügen das der Gedanke, sich in einem Gebiet, wo jeder Busch, jede Kurve und jeder Abzweig gleich aussieht, zu verirren nicht gerade ermutigend ist. Unbeschreiblich der Moment der Erleichterung und des Stolzes am Ende des fast 100 km langen Sandfahrt. Etwas geschafft zu haben was man sich hätte niemals träumen lassen. Ich bin an meiner Herausforderung gewachsen, bin einige Erfahrungen reicher und wurde eine Seele mit meinem Auto. Also bis zum nächsten Track

18.11.2009 Hattah Kulkyne NP
Abends
Ah - Hilfe - Aua. Ameisen. Tausende, Hunderttausende, Millionen von Ameisen. Im schein meiner Taschenlampe scheint es als ob sich der Boden unter meinen Füßen bewegt. Bei meiner Ankuft am Nachmittag war von den Ameisen, die ganz schön zwicken können... Au, ah... Nichts zu sehen. Ich hab mich zwar über all die Krater gleichen Löcher im Boden gewundert aber auch nichts dabei gedacht. Kann ja keiner ahnen das bei Nacht die Armee der Finsternis aus dem Untergrund aufsteigt und auf Beutezug geht. Oh verdammt, muß mich erst mal selber rette. Die kommen sogar schon das Auto hochgekrabbelt.

20.11.2009 Mungo NP
Hab den Mungo NP erreicht. Blöd nur, das alle Zufahrten in den Park gesperrt wurden. Zu Fuß begab ich mich ins Visitor Center, wo mir ein Ranger sagte: "Es kommt ein Unwetter auf uns zu. Viel regen und vielleicht Buschfeuer. Fahr zurück wo du hergekommen bist." Vor einem heftigen Unwetter hatte man mich zwar schon in Mildura gewarnt, aber ich bin der Meinung die Gewitterfront habe ich weit hinter mir gelassen. Und verdammt, 110 km fahre ich doch nicht zurück. Ich will vorwärts kommen.Kostet nur unmengen an Sprit. Ich will weiter nach Ivanhoe, jedoch nicht ohne den Mungo NP besucht zu haben. Glücklicher Weise habe ich außerhalb der Nationalparkgrenzen eine offene Lehmgrube enteckt. Ideal um zwei Tage zu campieren und auf schöneres Wetter zu warten. Länger wird es hofentlich nicht dauern bei einem durchschnittlichem Jahresniederschlag von 5 bis 7 cm pro Quadratmeter. Laut ofiziellen Empfehlungen sind die "Dirtroads" spätestens 24 Stunden nach einem Regenschauer getrocknet und wieder befahrbar. Nun dann - abwarten und Tee trinken.

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