2. Reise
vom 28.Nov. 2001 bis 26.Mai 2002
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New South Wales

03.01.2002 Auftakt
Die Nachrichten meldeten: 20000 Firefighter im Einsatz, mehr als 200 Häuser bislang zerstört, es brennt auf einer Gesamtlänge von 2000 km, mehr als 100 Hauptbrände, und immer noch kein Regen in Sicht.
Toller Start meiner Reise. Auf dem Weg nach Blackheathin den Blue Mountains überall die Zeichen des Wahnsinns. Verkohlte Bäume, schwarze Erde, geschmolzene oder versengte Straßenschilder und -markierungen.
In Woodford reichte das Feuer bis an die Straße. In jeder Richtung konnte man dichte Rauchwolken gen Himmel steigen sehen.
Der Grand Canyon Walk am Evans Lookout wurde wegen der Brandgefahr gesperrt. So begnügte ich mich mit einer Wanderung vom Govetts Leap zum Pulpit Rock. Von dem dortigen Lookout erschien der Rauch gespenstisch nah.
Über den Cliff Drive der in Leura beginnt erreichte ich Katoomba, von wo aus ich auf einer staubige Gravelroad zum Philips Lookdown fuhr.
An und für sich ein gelungener Auftakt, den ich mit einem lecker gegrillten Stück Rumpsteak am Abend feierte.
Ehrlich, bei dem Fleisch hier kann sich so manche Kuh in Deutschland eine Scheibe abschneiden.

04.01.2002 Jenolan Caves
Über Nacht musste das Feuer seine Richtung geändert haben und sich nun den umliegenden Tälern nähern. Dicke Rauchschwaden legten sich am Morgen über den Campingplatz. Es war gespenstisch.
Also packte ich alles schnellstens zusammen und zog weiter zu den Jenolan Caves. Man sagt, es seien die schönsten Höhlengebilde Australiens.
Davon konnte ich mich bei einigen Höhlenführungen selbst überzeugen. Schade nur das die eindruckvollsten wie z.B. die "Pool of Cerberus Cave" geschlossen waren. Fünf der Führer befanden sich bei der Brandbekämpfung im Einsatz.
Doch die "Lucas Cave" und der "Temple of Baal" entschädigten total.
Auf einem einsamen und abgelegenen Campingground schlug ich mein Lager für die Nacht auf und wurde darüber belehrt auch auf dem Weg zum "Stillen Örtchen" stets die Kamera mitzunehmen, denn in der Dämmerung grasten sorglos die Kängurus.
Ich fühlte mich glücklich als ich im Zelt lag. Das Rauschen des Baches und das Geschrei der schlafplatzsuchenden Vögel gab mir das Gefühl frei zu sein.

05.01.2002 Gedanken
Der Nationalstolz der Australier ist schon einzigartig und übertrifft alles. Nicht nur das in diesem Land alles Besser, Schöner und Größer ist, man identifiziert sich auch damit. So wird z.B. auf einem Briefkasten der an der Zufahrt einer riesigen Farm steht eine kleine Staatsflagge gehisst.
Auch seine Eigenarten sind nicht zu überbieten. So trägt er seine Sonnenbrille mit Vorliebe bei Nacht. In Deutschland würde man wegen dem Anschein der Blindheit Hilfe angeboten bekommen.
Einem Australier ist auch ständig kalt sobald die Sonne verschwunden ist. Egal wie viele dicke Pullover er überzieht. Kein Wunder denn er zieht weder lange Hosen oder Strümpfe an. Elende gefroren habe ich die letzten Nächte auch. Das Geld für den Herbergssack dem ich ebenfalls von zu hause mitgebracht habe hätte ich mir sparen können. So legte ich mir heute in Goulburn einen Schlafsack für 30 Dollar zu. Zuvor besichtigt ich die Wombeyan Caves. Ebenfalls ein Höhlensystem welches den Jenolen aber nicht das Wasser reichen kann.
Am Abend erreichte ich Canberra.

07.01.2002 ACT
Der Gewitterregen der letzten Nacht hatte die Rauchschleier der vergangenen Tage weggewaschen. Es war gemütlich in meinem neuen warmen und trockenen Schlafsack zu liegen, während der Regen auf das Zeltdach prasselte.
Der heutige wolkenlose Morgen versprach einen heißer Tag zu werden. Stadtbesichtigung stand auf dem Programm, wobei ich davon mehr als zwei Stunden im Armeemuseum zubrachte. Nicht nur weil es überaus interessant war sondern auch angenehm kühl.
Das Nachtleben gab nicht viel - oder besser gesagt, gar nichts her. Ab 22 Uhr wurden in den Pups und Cafes die Stühle hochgestellt. Tolles Aushängeschild für eine Hauptstadt.
Dieter warnte mich schon davor: “Canberra ist ruhig und sauber - wie ein Friedhof.”
Zwei Tage sind völlig ausreichend um diese Stadt kennenzulernen.
 
09.01.2002 Mt Kosciuszko
Für einen Aufstieg zum Mt Kosciuszko war es gestern etwas zu spät. Also verweilte ich ein paar Stunden in dem Örtchen Jindabyne, das im Winter ein beliebtes Ziel für Wintersportler ist.
Nahe Guthega schlug ich auf einem freien Campground mein Nachtlager auf. Zur Abwechslung verbrachte ich die Nacht im Auto. Genügend Platz im Heck habe ich ja. Muss bloß aufpassen das der Wagen gerade steht, sonst rutsche ich beim Umdrehen jedes Mal in die irgend eine Ecke.
Zeitig am Morgen begann ich mit dem Aufstieg vom Charlotte Pass zum Gipfel des Mt Kosciuszko.
9 km auf denen bereits jede Menge Menschen unterwegs waren. Für den Rückweg wählte ich einen Alpinpfad durch die herrliche Berglandschaft mit schneebedeckten Hängen und blauen Schmelzwasserseen. 5,5 Stunden benötigte ich für die insgesamt über 20 km.
Im Moment bin ich völlig ausgelaugt und baue mich mit einer ordentlichen Portion Spagetti Bolognese auf. (nicht aus der Dose)
Morgen überquere ich die Bundesstaatsgrenze nach Victoria.

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